Innerer Monolog

Der innere Monolog ist eine Form der direkten Gedankenwiedergabe einer Figur in Erzähltexten (Romanen, Novellen, Erzählungen). In der direkten Rede, in der Ich-Form werden alle, auch die intimsten Gedanken wieder gegeben. Sie sind von der Figur nur gedacht, nicht ausgesprochen, und bleiben von anderen Romanfiguren unbemerkt. Sie sind, ähnlich wie unsere Gedanken in der Wirklichkeit, etwas chaotisch und sprunghaft. Der Gedankenstrich ist deswegen ein häufig eingesetztes Zeichen. Laut ausgesprochene Dialoge und Redebeiträge von anderen Figuren werden im Text mit drucktechnischen Mitteln markiert (Kursivdruck, Anführungszeichen), um sie von Gedankengängen des inneren Monologs zu unterscheiden.

Erlebnisse, emotionale Zustande werden mit vollen Sätzen ausformuliert, z.B. „Wie müde bin ich. Ich fühle mich so matt und hilflos.“ Der Leser  hat eine direkte Teilnahme an dem Innenleben der Figur, die Illusion, dass er mit ihrer Psyche vollkommen verschmilzt. Die Handlung des Erzähltextes, Verhalten anderer Figuren und Ereignisse werden ebenso mittels Gedanken der Zentralfigur gezeigt, sie muss deswegen mit voll ausformulierten Sätzen daran denken, was sie und andere Figuren tun, wie sie sich verhalten (Textbeispiel: „Nun wende ich mich noch einmal um und winke ihnen zu. Ach Gott, sie spielen schon wieder“). Das wirkt zwar etwas künstlich, ist aber das einzige Mittel, dem Leser vom äußeren Geschehen zu berichten. Die Schilderung der äußeren Welt ist gezwungenermaßen ein schwacher Punkt des inneren Monologs. Der Leser erfährt darüber nur aus den Gedanken der Zentralfigur, er sieht die Welt mit ihren Augen, nur aus ihrer Perspektive und hat keine Möglichkeit, sie mit Perspektiven anderer Figuren zu konfrontieren. Merkmale des inneren Monologs sind also:  Kette von Gedanken, Erinnerungen, Wunschen, freie Assoziationen (ein Inhalt loest den anderen ab), sprunghafter Themenwechsel (Sinnesreize werden registriert und rufen neue Gedankenketten hervor), lockerer Satzbau, einfache Satze, ungebundene Reihung von Aussagen, Fragen und Ausrufe, Reflexion der Umgebung durch die Erzählfigur. 

Diese Erzähltechnik wird dann verwendet, wenn der Text auf der Psyche deiner Figur   konzentriert ist und der Autor die Außenwelt nur aus ihrem Blickwinkel schildern will.  Der innere Monolog ist ein Zeichen für die Einflussnahme der Psychologie auf die Literatur.  Deswegen ist er zu einer beliebten Erzähltechnik in der Literatur der deutschen und englischen Moderne geworden. Neben dem inneren Monolog hat man damals auch eine radikalere Form der maximal subjektiven Gedankenwiedergabe verwendet: den Bewusstseinstrom. 

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