Georg Kaiser
war der erfolgreichste Dramatiker
der expressionistischen Generation. Aus seinem Wirken als Autor gingen 60 Dramen hervor, von denen aber viele
in Vergessenheit geraten sind.
Georg Kaiser kam
1878 als Sohn eines angesehenen Magdeburger Kaufmanns zur Welt. Er fällt
bereits während der Kindheit in dem gutbürgerlichen elterlichen Haushalt durch
extreme Unruhe und Nervosität auf. Schon nach der mittleren Reife verlässt er
die Schule. Lehrstellen in einer Buchhandlung und in einem Import-Export-Geschäft
gibt er jeweils nach nur wenigen Wochen auf. Er setzte sich in eine Reise nach
Argentinien ab. In Buenos Aires bringt er sich zwei Jahre lang als Kontorist
durch. Nach der Rückkehr nach Deutschland
blieb er vier Monate lang in Behandlung bei einer Berliner Nervenklinik.
Danach lebte er abwechselnd zu Gast bei seinen Brüdern.
Kaiser war seit früher Jugend tiefer Überzeugung
von seiner großen dichterischen Begabung. Oft
war er in Situationen der völligen materiellen Abhängigkeit von den
Verwandten.
Der Familienkreis blieb oft das einzige
Publikum. Erst die Heirat mit einer wohlhabenden Magdeburger Bürgerstochter
ermöglicht ab Ende 1908 dem inzwischen 30Jährigen die finanzielle
Eigenständigkeit.
Seit 1903 ist Kaiser als Dramenautor
außerordentlich produktiv. Sein Debüt gelingt ihm jedoch erst 1911 mit dem
Schauspiel „Die jüdische Witwe“. Die Einnahmen aus den während der nächsten
Jahre rasch folgenden, weiteren Publikationen können allerdings den rapiden
Verzehr des Vermögens seiner Frau nicht aufhalten. Seine zeitweise
katastrophale finanzielle Situation verbessert sich erst mit dem während des
Ersten Weltkriegs einsetzenden, breiten öffentlichen Erfolg. Der endgültige
Durchbruch gelingt Kaiser mit dem 1914 gedruckten und im Januar 1917 in Frankfurt/Main
uraufgeführten Schauspiel „Die Bürger von Calais“. Alsbald folgen
Inszenierungen seiner Dramen auf beinahe allen bedeutenden Bühnen des
deutschsprachigen Raums.
1920 wurde er
wegen Geldunterschlagung Verhaftet und
1921entsprechend verurteilt.
Gustav-Kiepenheuer-Verlag
übernahm 1921 für Kaiser eine Bürgschaft und ermöglichte ihm so ein Wohnen in
Grünheide bei Berlin. Er unterhielt Kontakte zu Ernst Toller, Kurt Weill, Lotte
Lenya und Bertolt Brecht. Kaiser war zwischen 1921 und 1933 der meistgespielte
Dramatiker in Deutschland. Seine Stücke wurden unter anderem auch in New York,
London und Rom aufgeführt.
Im 1933 wurde sein Stück „Der Silbersee“ an drei
deutschen Bühnen Erfurt, Magdeburg und Leipzig uraufgeführt. Aller drei
Inszenierungen mussten aber wegen Protestdemonstrationen und Boykottdrohungen
abgesetzt werden. Danach wurde kein Stück Kaisers noch in Deutschland gespielt. Seine Werke
wurden ein Opfer der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933.Trotzdem blieb er
zuerst in Deutschland. Er hat sich Widerstandskreisen angeschlossen und
verfasste Flugblätter. Im Jahre 1938 flüchtete er über Amsterdam in die
Schweiz, wobei seine Frau und Kinder in Deutschland blieben. Im November 1940 wurde am Zürcher Schauspielhaus,
das von der Zensur genehmigtes, Stück „Der Soldat Tanaka“ uraufgeführt. Das
Stück, entlarvte den japanischen Militarismus. Auf Druck wurde das
Schauspielhaus gezwungen das Stück abzusetzen.
Sein letztes Werk war eine mythologische
Trilogie von Versdramen, „Zweimal Amphitryon“, „Pygmalion“, und „Bellerophon“.
Er starb 1945 in
Ascona.
Georg Kaiser zählt zu den herausragendsten Vertretern der expressionistischen Dramatik.
Die Zeit von 1917 bis 1923 ist sein schöpferischer Höhepunkt und was sein
Lebenswerk anbelangt gilt Kaiser mit insgesamt 74 verfassten Dramen, 3 Romanen,
über 170 Gedichten, mehrerer Film-Exposées und einer Vielzahl an Skizzen und
prosaischen Kurztexten zweifelsohne als einer der produktivsten Autoren dieser
Epoche. Von 1921 bis 1933 war er der wohl meistgespielte Bühnenautor in
Deutschland, Kaisers Repertoire zählen 41
Uraufführungen.
Die Stücke »Die
Bürger von Calais« (1912/14), »Von morgens bis mitternachts« (1912), »Gas I«
(1917/18) und »Gas II« (1918/19) sowie »Der gerettete Alkibiades« (1917/19)
lassen Keiser bis heute als den bedeutendsten Dramatiker des Expressionismus
erscheinen, doch sein Werk beschränkt sich nicht auf diese Epoche. Kennzeichnend
für Keisers Dramen sind eine wirkungsvolle Bühnentechnik und z.T.
hochexpressive Sprache, eine den Schriften Platos abgeschaute Dialogtechnik,
die Umsetzung von Ideen in die Sinnlichkeit des Bühnengeschehens und eine gelegentlich recht konstruiert
wirkende Handlungsführung. Im Zentrum seiner ernsten Dramen steht die u.a. von Friedrich Nietzsche
inspirierte Vision vom geläuterten »neuen Menschen«, der sich in einem - für
den Dramenhelden meist im Selbstopfer bzw. Selbstmord endenden - Prozess über
die von (kapitalistischem) Eigennutz, Technikgläubigkeit, Militarismus und
bürgerlicher Engstirnigkeit geprägte Gesellschaft erhebt. Die Idee dieses
»neuen Menschen« konvergiert mit der Gestalt des Künstlers in der Kaiser,
gefangen von einem an das Pathologische grenzenden Sendungs- und
Selbstbewusstsein, sich immer wieder selbst bespiegelte.
„Gas 1“ (1917/18) und „Gas 2“ (1918/19)
G. Kaiser war alles andere als Theoretiker. Die beiden Gas-Stücke sind szenische Experimente oder auch
Denk-Spiele (ein Begriff, der für Kaisers dramatisches Werk geprägt worden ist).
Kaiser versucht in ihnen weder, den Ort des Geschehens (die industrielle
Arbeitswelt einer Gasfabrik) naturalistisch auf der Bühne erstehen zu lassen,
noch geht es ihm um die Erkundung der psychologischen Befindlichkeiten seiner
Figuren (Arbeiter und Industrielle). In beiden Stücken werden reale Verläufe
nicht nachgeahmt, sondern die in der Realität wirksamen Bewegungsabläufe werden
isoliert und zur Kenntlichmachung zugespitzt. Die Stücke sind
Abstraktionsmodelle, die auf ein bestimmtes Ziel hin konstruiert sind.
Bei Kaiser wird die
Abstraktion von Ort, Handlung, Figuren und Sprache, also das charakteristisches
Merkmal für das gesamte expressionistische Theater, besonders stark ausgeprägt.
Die Reduktion und Verfremdung aller
Stilmittel geschieht bei ihm in bewusster Abgrenzung zum Naturalismus. Das
Publikum bleibt passiv und wird nicht zum Denken gezwungen. Kaiser wollte die
"Störung der Ereignisse auf ein Minimum" beschränken, damit nicht die
Kulisse und das Kostüm von der Idee ablenken. Die Ästhetik und
Figurenkonzeption ermöglichen dem Zuschauer keine Identifikation.
Die beiden Gas-Dramen funktionieren nicht
mit tragischer, sondern mit mathematischer Logik. Die totale Vernichtung am
Ende von Gas. Zweiter Teil kommt nicht als gerechte Strafe für eine
vorausgegangene Schuld über den Zuschauer, sondern als Schock, als erstmals
nicht zu verarbeitende Erschütterung der Verhältnisse. So wird er selbst zur
Entscheidungsinstanz und ist gezwungen, Stellung zu beziehen.
Bibliografie:
·
http://www.litde.com/literatur-des-expressionismus/einzelanalysen-reprsentativer-werke/georg-kaiser-von-morgens-bis-mitternachts.php
·
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=6641
·
· http://books.google.pl/books?id=YoMxy7Mx288C&pg=PA155&lpg=PA155&dq=Georg+Kaiser+gas+dramen&source=bl&ots=Ym9Bg0wqER&sig=c6aVg8Hg4H_qImnUN5wJh2DMSKU&hl=de&ei=EulJTfGqFYKCOu265BY&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CCkQ6AEwAw#v=onepage&q=Georg%20Kaiser%20gas%20dramen&f=false