Interpretation 4. Welche typischen Merkmale des
Impressionismus findet man in Schnitzlers Novelle?
- Einfluss
der Psychoanalyse: Traum, (unter)bewusste sexuelle Wünsche und Phantasien,
Psyche, das Sinnliche im Vordergrund
„ Was habe ich
denn nur geträumt? Von einem Matador? Was war denn das für ein Matador? Es ist
doch weiter zum Hotel, als ich gedacht habe. Sie sitzen gewiß noch alle beim
Diner. Ich werde mich ruhig an den Tisch setzen und sagen, daß ich Migräne
gehabt habe und lasse mir nachservieren.“
„ Wenn ich
zaubern könnte, wäre ich ganz wo anders in der Welt. Auf irgendeinem herrlichen
Schiff im Mittelländischen Meer, aber nicht allein. Mit Paul zum Beispiel. Ja,
das könnte ich mir ganz gut vorstellen. Oder ich wohnte in einer Villa am Meer,
und wir lägen auf den Marmorstufen, die ins Wasser führen, und er hielte mich
fest in seinen Armen und bisse mich in die Lippen, wie es Albert vor zwei
Jahren getan hat beim Klavier, der unverschämte Kerl. Nein. Allein möchte ich
am Meer liegen auf den Marmorstufen und warten. Und endlich käme Einer oder
mehrere, und ich hätte die Wahl und die Andern, die ich verschmähe, die stürzen
sich aus Verzweiflung alle ins Meer“
- Konzentration
auf momentane, flüchtige Stimmungen
„. Ja, da bin ich
in Martino di Castrozza, sitze auf einer Bank am Waldesrand und die Luft ist
wie Champagner und mir scheint gar, ich weine. Ja, warum weine ich denn? Es ist
doch kein Grund zu weinen. Das sind die Nerven. Ich muss mich beherrschen. Ich
darf mich nicht so gehen lassen.“
- Momentane
Wahrnehmung der Stimmungen durch farbliche und lautliche Assoziationen unterstrichen
(Naturbilder – Farbeffekte, Luft, Licht, usw.)
"Ich stehe
lieber auf und schaue zum Fenster hinaus. Was für ein großer blauer See!
Hundert Schiffe mit gelben Segeln -. Die Wellen glitzern. So viel Sonne.
Regatta. Die Herren haben alle Ruderleibchen. Die Damen sind im Schwimmkostüm.
Das ist unanständig. Sie bilden sich ein, ich bin nackt. Wie dumm sie sind. Ich
habe ja schwarze Trauerkleider an, weil ich tot bin."
„Ich gehe lieber
übers Feld, das ist ganz blau von Vergißmeinnicht und Veilchen.“
„Wie ungeheuer
weit die Wiesen und wie riesig schwarz die Berge. Keine Sterne beinahe. Ja
doch, drei, vier, – es werden schon mehr. Und so still der Wald hinter mir.
Schön hier auf der Bank am Waldesrand [s. 71] zu sitzen. So fern, so
fern das Hotel und so märchenhaft leuchtet es her.“
„ Er wartet. Herr
von Dorsday wartet. Nein, ich will ihn nicht sehen. Ich kann
ihn nicht mehr sehen. Ich will niemanden mehr sehen. Ich will nicht mehr ins
Hotel, ich will nicht mehr nach Hause, ich will nicht nach Wien, zu niemandem
will ich, zu keinem Menschen, nicht zu Papa und nicht zu Mama, nicht zu Rudi
und nicht zu Fred, nicht zu Berta und nicht zu Tante Irene.“
[s. 77]
- Die
Schilderung der Wirklichkeit tritt gegenüber der Schilderung der Wahrnehmung
dieser Wirklichkeit in den Hintergrund,
- Keine
moralischen Wertungen bzw. Kommentare,
- Das
vereinsamte Individuum, seine Orientierungslosigkeit und Sinnverlust seines
Daseins,
- Krisenhafte
Situation, die zum Scheitern der Protagonistin führt.