Also, ich soll Herrn Dorsday
anpumpen . . . Irrsinnig. Wie stellt sich Mama das vor? Warum
hat sich Papa nicht einfach auf die Bahn gesetzt und ist hergefahren? - Aber vielleicht hätten sie ihn
auf dem Bahnhof wegen Fluchtverdacht - - Furchtbar, furchtbar! Auch mit den
dreihunderttausend wird uns ja nicht geholfen sein. Immer diese Geschichten! Seit
sieben Jahren! Nein - länger. Wer möcht' mir das ansehen? Niemand sieht mir was
an, auch dem Papa nicht. Und doch wissen es alle Leute. Rätselhaft, daß wir uns
immer noch halten. Wie man alles gewöhnt! Dabei leben wir eigentlich ganz gut.
Mama ist wirklich eine Künstlerin. Das Souper am letzten Neujahrstag für vierzehn
Personen - unbegreiflich. Aber dafür meine zwei Paar Ballhandschuhe, die waren
eine Affäre. Und wie der Karl neulich dreihundert Gulden gebraucht hat, da hat
die Mama beinah' geweint. Und der Papa ist dabei immer gut aufgelegt. Immer?
Nein. O nein. In der Oper neulich bei Figaro sein Blick, - plötzlich ganz
leer - ich bin erschrocken. Da war er wie ein ganz anderer Mensch. Aber dann
haben wir im Grand Hotel soupiert und er war so glänzend aufgelegt wie nur je.
Na, schön. Am
besten ist es zu sagen: „Else hilf mir!”,
aber wie kann ich das machen?
Und was werde ich ihm sagen??? Ich mag ihn ja gar nicht, ein abscheulicher Kerl!
Er glaubt wohl, alles kann man kaufen, Bilder oder Frauen, das ist ihm egal...
Oh, das ist
die schlimmste Zeit für mich… Ich hab keine gute Idee, und ich hab wenig Zeit für
Überlegung…
Hmm, ich habe
gerade mit Herrn Dorsday gesprochen . Aber auf welche Weise werde ich ihn jetzt
finden? Ich könnte ihn auf seinem Zimmer anrufen, aber ich kenne die Nummer nicht, und es
wäre sicherlich besser, ihn persönlich zu sprechen, und das
sehr diskret, damit meine Tante es nicht bemerkt und keine Vermutungen
anstellt. Oh, ich muss ihn gleich finden.
Meine Mutter
wartet auf meinen Brief, mein Vater braucht meine Hilfe, aber ich bin wirklich nicht
sicher, ob er Hilfe verdient! Ich habe
keine Ahnung, was er machen wird, wenn er erfährt, dass seine Schulden bezahlt
sind. Wird er weiter spielen, oder nicht?
Ich hab Angst,
aber ich weiß, dass das ich es machen muss! Die Worte von Mutter: „Das ist letzte
Chance für unsere Familie!“ klingen mir ständig in Ohren
Bald gibt es das Abendessen. Ich habe
keine Zeit! Ich muss wirken! Ich gehe ihn im Hotel suchen. Erste Etage…
Zweite Etage… Dritte Etage. Scheiße!! Da ist er auch nicht!!! Und das Hotel hat
zehn Stockwerke... Das ist wohl nicht der richtige Weg.... Na schön, was soll ich
jetzt machen?? Hmmm…vielleicht soll ich
zur Rezeption gehen und nach seiner Zimmernummer fragen. Oh, was
sehe ich? Bingo! Das ist Herr von Dorsday, aber mit wem? Mit einer jungen
schönen Frau!! Ich verstecke mich und beobachte sie. Ich will sie nicht stören.
Ich folge ihnen. heimlich, dann werde ich wissen, wo Herr Dorsday wohnt. Dritter
Stock , Zimmer 301! „Das ist mein
Zimmer, mein Schätzchen!“ Oh, Schätzchen
- wie jede Frau, die sich mit Herrn Dorsday trifft. Aber natürlich denkt jede,
dass sie die einzige ist. Ich warte hier im Sessel in der Ecke, vielleicht wird
diese „ Bekanntschaft“ nicht lange dauern.
Naaa jaaaa….wie lange geht das doch... Ich bin schon müde, die Menschen, die
zu ihren Zimmern gehen, schauen mich sehr seltsam an. Ich tue als ob ich Blumen
und Bilder sehen würde.
Meine lieben Eltern!!
Wie immer müssen sie mich in etwas verwickeln! Mein Vater spielt jetzt
sicherlich… Meine Mutter trinkt ihren Lieblingskaffee… Mein Bruder ...oh, nicht
der Rede wert! Nur ich wie immer – die letzte Rettung für die ganze Familie!
Alles ist abhängig von mir, alles muss ich erledigen! Wie lange kann man warten?! Und was mache ich hier eigentlich?
Ich stehe vor seiner Tür und was denke ich? Dass jemand mir einfach Geld leiht?
Wobei es doch zweifelhaft ist, ob wir jemals imstande sein werden, die Schulden
zurückzuzahlen! Ich bin schon gespannt, was er dafür haben möchte...
Soll ich leber mit der Tante sprechen? Aber was werde ich
ihr sagen? Ihre ständige Fragen : Wer…?
Wozu…? Warum…? Ich mag sie sehr, aber sie kann keine Wahrheit
kennen. Alle wissen, wie die Tante ist. Sie mag allen über alles erzahlen. Oh! Warum muss ich mich um alles kümmern?
Wann geht diese Frau schließlich aus! ENDLICH!! Ok, jetzt
oder nie!! Ich
erscheine plötzlich vor Herrn Dorsdays Tür. Ich klopfe... Noch einemal... Ich höre nichts... Ich gehe einfach rein....